Kornbrennerei
Die
Wittekindstraße, die wir nun gehen, ist älteren
Leuten noch als Sandweg mit dem Namen "An der Hunte"
bekannt. Ihren jetzigen Namen erhielt sie 1952 nach dem Herzog
Widukind, auch Wittekind genannt, der gegen Ende des 8. Jahrhunderts
die Sachsen in den Kämpfen gegen Karl d. Gr. anführte
und bei Wildeshausen große Besitzungen hatte.
Wir bleiben stehen bei dem Gebäude der Kornbrennerei,
das durch seinen abgebrochenen Schornstein am linken Straßenrand
auffällt.
Es handelt sich um ein technisches Denkmal aus der Zeit der
industriellen Revolution Mitte des vorigen Jahrhunderts. Jene
Epoche war mit ausgelöst worden durch die Erfindung der
Dampfmaschine. Wilh. Kolloge besaß den Unternehmergeist,
hier eine Kornbrennerei aufzubauen, und zwar unter Verwendung
einer Einkolben-Dampfmaschine mit einem Pendelregulator. Diese
Maschine ermöglichte es, über Transmissionsriemen
sämtliche Einrichtungen und auch einen Fahrstuhl bis
hinauf ins 3. Stockwerk zu betreiben.
All dieses, dazu Maschinen und Gerätschaften, Werkzeuge,
Laboreinrichtungen usw., sind vollständig erhalten, wie
auch vom Institut für Denkmalspflege des Landes Niedersachsens
überprüft und festgestellt werden konnte. Die Kornbrennerei,
1857 erbaut, blieb nicht von Schicksalsschlägen verschont.
Im Jahre 1895 wurden Teile des Betriebes durch einen Brand
geschädigt.
Beim Novembersturm von 1972 brach ein großer Teil des
Schornsteins ab. Danach mußte der Brennereibetrieb eingestellt
werden. Doch die Familie Kolloge und eine Schar von Heimatfrreunden
setzten alle Kräfte ein, um bei zuständigen Stellen
zu erwirken, daß dieses frühindustrielle Gebäude
samt vollständiger Einrichtung als denkmalwürdig
anerkannt wurde. Nachdem dieses Ziel erreicht worden ist,
bemüht sich der ins Leben gerufene Dampfkornbranntweinbrennereimuseumsverein,
dieses weithin einmalige Denkmal zu erhalten.
Dem Verein gehören auch der Landkreis Oldenburg, die
Stadt Wildeshausen und der Heimatverein Düngstrup als
Mitglieder an. Hilfen von allen Seiten ermöglichte es,
das Gebäude mit voller Ausrüstung langfistig anzumieten
und durch Bauerhaltungsmaßnahmen sicherzustellen, daß
es entsprechend den Auflagen der
Denkmalschutzbehörde der Nachwelt erhalten bleibt. -
Interessierte haben die Möglichkeit, die Brennerei auch
von innen zu besichtigen, und zwar des Sonntags von 15 bis
18 Uhr oder nach Absprache mit dem Eigentümer, Herrn
Karsten Kolloge, Wittekindstraße 4, oder einem Mitglied
des Museumsvereinsvorstands (Tel. 04431 / 1744). Großes
Interesse findet auch immer das Storchennest auf dem Nachbarhaus,
das seit Jahrzenten eine Storchenfamilie beherbergt. Wildeshauser
Bürger, wie auch Besucher der Stadt, erfreuen sich in
der Sommerzeit gern dieses seltenen Anblicks.
>>
Zurück
|