Der
Stadtwall
Für
einen Spaziergang auf dem Stadtwall sollten wir uns etwa eine
halbe Stunde Zeit nehmen. Mit diesem Weg - etwa 1600m - umwandern
wir den mittelalterlichen Stadtkern. Bereits im 9. Jahrhundert
war der enge Bereich der Alexanderkirche durch Holzplankenzäune
abgregrenzt und geschützt. Im 13. Jahundert ging man
daran, den inzwischen ausgeweiteten Ort durch eine Mauer zu
schützen, und in den nächsten Jahrhunderten war
der Ausbau der Mauer und auch des Walles zur Hauptsorge
der aufstrebenden Stadt geworden. Die Bürgerschaft mußte
alle Kräfte zusammenfassen, um für eine Fehde gerüstet
zu sein. Die Ratsmänner hatten alle Jahre acht Mark für
die Stadtmauer zu zahlen, wie im Stadtbuch von 1383 zu lesen
ist. Im Jahre 1350 fand die Stadt noch eine besondere Geldquelle
für die Mauer: Die Juden wurden enteignet, als ihnen
die Schuld an einer furchbaren Pestepedemie zugeschrieben
wurde. Der Erlös kam zur Hälfte dem Mauerbau zugute.
Im Schicksalsjahr 1529, als Wildeshausen die Stadtrechte verlor,
mußte die Mauer abgerissen werden; doch die Stadttore
blieben, und ab 1544 durfte Wildeshausen zu seinem Schutz
den Stadtwall mit dem Wallgraben, von Huntewasser durchflossen,
neu anlegen. Im 18. und 19. Jahrhundert wird davon berichtet,
daß die Eichen und Buchen des Walles für "Gräserei
und Mastung" verpachtet wurden. In unseren Tagen bedeutet
der Wall für Erholungssuchende und Naturfreunde eine
gern besuchte Grünanlage unserer Stadt. Wir besteigen
den "Großen Wall" hinter dem ehemaligen Amtsgericht
nahe der Hunte und haben dann nach links schöne Ausblicke
auf den Kirchenbereich; rechts sehen wir die neueren Ansiedlungen
im Heemgebiet.
Beim Weitergehen fällt die großzügig ausgebaute
Wallschule zur Rechten ins Auge.
Sie ist jetzt eine evangelische Grundschule. Wir queren nun
die Schulstraße, wo schon vor dem Jahr des Schulbaus
(1891) ein Pfad mit "Stiegel" (Drehkreuz) den Übergang
über den Wall ermöglichte für die Ackerbürger,
die zu ihren Gärten im Heem gehen wollten. - Hundert
Meter weiter erreichen wir die Stelle, wo der Wall 1898 durchbrochen
werden musste für den Bau der Bahnhofsstraße. Von
hier aus erkennen wir auch die Gebäude von Post und Bahnhof.
Auf dem weiteren Weg sehen wir links die fünf Spitzgiebel
der Sonnenstraße und rechts das große Gebäude
des Altenheims "Alexanderstift", das neunzig Jahre
als evangelisches Krankenhaus diente. Auf dem weiteren Rundgang
beeindruckt der etwa 6m tiefe Hang zum Wallgraben. Nun nähern
wir uns dem Westertor, das in früheren Jahunderten den
Hauptzugang zur Stadt bildete; heute fließt der Verkehr
der B213 hindurch. Dieses Tor war noch im 18. Jahrhundert
dreistöckig gebaut und mit sechs Kanonen bestückt.
Wegen Verfalls und Einsturzgefahr wurde es 1808 abgebrochen;
ein bescheidenes Gittertor stand hier noch bis 1856.
>>
Zurück
|